Obwohl er im Gefängnis sitzt, gehen seine Morde weiter
Jen Williams lässt in ihrem ersten Thrille „Der Herzgräber“ eine junge Frau nach dem Tod ihrer Mutter in das vor langem verlassene Elternhaus zurückkehren. Dort entdeckt sie Briefe von einem Serienmörder gesendet an ihre Mutter. Der Mörder hat viele Frauen getötet, indem er ihnen das Herz herausschnitt und stattdessen Erde und Blumen in den Körper legte. Und fast zur gleichen Zeit, als ihre Mutter stirbt, beginnt die Mordserie von neuem, obwohl der Mörder im Gefängnis sitzt. Nun wendet sie sich an die Polizei und wird gebeten, sich mit dem Serienmörder zu unterhalten. Parallel versucht sie im Alleingang, die Vergangenheit ihrer Mutter aufzudecken. Doch mit der Vergangenheit ihrer Mutter, deckt sie andere Geheimnisse auf.
Die Geschichte ist natürlich super und hat unfassbar viel Potential, was aber meiner Meinung nach nicht richtig ausgereizt wurde. Der Aufbau der Handlung gefiel mir gut mit dem Wechsel aus Gegenwart und Vergangenheit. Es gab Rückblenden, bei denen ich schon von Anfang an wusste: hier weiterlesen bedeutet, schreckliche Bilder im Kopf zu bekommen. Man merkt, dass Jen Williams eine geübte Autorin ist, der Schreibstil ist gut und es wurden viele Spannungsmomente aufgebaut, die zum Ende hin sogar zu einem überraschenden Finale führten (was immer ein großes Plus ist).
ABER: Mir fehlte etwas. Es war nie der richtige Nervenkitzel drin, die Spannung war nie zum Zerreißen. Vielleicht lag es daran, dass mir die Hauptperson quasi egal war, weil sie nicht wirklich sympathisch verkauft wurde. Oder weil ich nicht nachvollziehen konnte, warum sie gewisse Handlung macht oder eben nicht macht.
Prinzipiell eine spitzenmäßige Idee. Die Umsetzung war aber eben nur gut.
Die britische Autorin Jen Williams veröffentlicht seit 2013. Eigentlich schreibt sie Fantasy-Romane (Reihe „Von Göttern und Drachen“). Mit „Der Herzgräber“ hat sie ihren ersten Thriller verfasst.